Geschichte der Maultaschbühne Terlan

Die frühen Jahre

Bereits 1911 wurde in Terlan eine Theatergesellschaft gegründet. Die erste Aufführung nannte sich: „Der Pfelderer Wastl“. Darüber schrieb der „Tiroler“: „Es gefiel allgemein, nur hatte es den einen Fehler, dass es zu kurz dauerte!“ Es wurden in der Folge immer wieder lustige Volksspiele dargeboten. Frauen standen erstmals 1915 auf der Bühne. Ort der Aufführungen war das Neugebäude des Herrn Sebastian Barbieri.

Eintrittspreise 1914:
1. Platz 1 Krone, 2. Platz, 70 Heller, Stehplatz 40 Heller.

Die Theatergesellschaft bestand noch mindestens bis zum Jahre 1922.
Schwierige Zeiten
Die leidvolle Zeit der zwei Weltkriege reduzierte die Tätigkeit der Vereine im allgemeinen auf ein Minimum. Die Herrschaft des Faschismus war dem Vereinsleben überhaupt nicht förderlich, im Gegenteil, es mussten im Zuge der Italianisierung viele Vereine aufgelöst werden.

Aber bereits 1943 wurde in Terlan wieder Theater gespielt. Gemäß einer Weisung des „Deutschen Reiches“ wurde uns Südtirolern nahe gelegt, den Muttertag ebenso wie dies in Deutschland üblich war, zu feiern. Zu diesem Anlasse wurde in der Veranda des Gasthofes „Huber Schwarz“ gespielt. In dieser Zeit setzte sich Herr Lehrer Egger sen. besonders für das Wiedererwachen der Theatertätigkeit in Terlan ein. Und so entstand in Terlan eine Jugendbühne. Laut Georg Oberrauch, der seit Beginn bei der Jugendbühne mitwirkte, brachte diese im Jahre 1949 den „Meineidbauer“ in der Veranda des Gasthofes „Huber Schwarz“ zur Aufführung. Der Meineidbauer lockte aus der gesamten Umgebung, ja sogar aus Bozen, Zuschauer an. Es mussten weitere Aufführungen eingeschoben werden. Emil Angerer war Leiter der Jugendbühne und arbeitete mit den Kooperatoren Gustl Ausserer und Ignaz Grandi zusammen. Eine Formation der Böhmischen sorgte bereits damals unter der Leitung von Herrn Konrad Barbieri für die musikalische Umrahmung. Unter Theaterleiter Theo Marchetti wurde die Theatertätigkeit vorübergehend in das „Dopo Lavoro“ im alten Oberhausergebäude verlegt.
Theater im Tschollhof

Schließlich war mit dem Kellergewölbe des Tschollhofes ein geeigneter Raum gefunden, Theater in größerem Stiel zu spielen. Matthias Geier und seine Kollegen mussten diesen Keller erst mit Steinschlägeln bearbeiten. Mauern, Ganterbäume und Weinfässer wurden entfernt. Auch ein Holzboden wurde verlegt.

Als Schauspieler versuchten sich damals
Hermine Oberbacher, Sepp Warasin, Hias Geier, Sebastian Stocker, Sepp Platter, Georg Oberrauch, Mena Alessandrini, Anni Gualdi, Waltraud Marchetti, Hanna und Martha Stocker, Carmela Adami, Hilda Schmittner, Albert Dipoli, Hans u. Luis Braun, Maria Klara Braun, Christine Höller, Albert Perkmann, die Geschwister Klaus, Luis, Margareth, Annemarie und Edith Lintner, sowie Wolfgang Nußbaumer, Adelinde u. Oskar Prister, Bernhard Lintner, Hans Höller, Richard Barbieri u.a.m.


Das erste Stück, welches im Keller des Tschollhofes aufgeführt wurde, nannte sich „Der Sonntagsschänder“ (1953).

In den 50-iger Jahren sollten laut Anordnung des damaligen Dekanes F. von Dellemann (anstandshalber) keine Mädchen mitwirken. Notgedrungen mussten also die Burschen alle weiblichen Rollen spielen.

Weitere Theaterstücke wurden aufgeführt:
  • 1965 „Thomas auf der Himmelsleiter“ (Jörgl Gatscher, Albert Clementi, Heidi u. Lotte Mathá, Bernhard Lintner, Martha Mair, Luis Platter, Heini Geier, Klaus Lintner, Konrad Neuhauser, Sepp Mulser)
  • 1967 „Die ansteckende Gesundheit“ (Lotte u. Heidi Mathá, Klaus u. Annemarie Lintner, Bernhard Lintner, Konrad Bertolini, Luis Platter, Wolfgang Nußbaumer, Brigitte Höller, Kooperator Karl Waibl)
  • 1968 „Heimat“ (Annemarie u. Klaus Lintner, Rudi Bertolini, Lotte u. Heidi Mathá, Luis Platter, Martha Mair, Gottlieb Kofler, Bernhard Lintner, Heinl Untersalmberger)
  • 1969 „Weil mir zwoa Spezi sein“ - „Die Geieregger“
  • 1970 „Die drei Dorfheiligen“ - neben den vorhin genannten spielten hier auch mit: Brigitte Höller, Christof Gabloner, Rosi Müller, Sepp Bertolini, Richard Barbieri, Erna Hafner, Hans Höller, Mario Ainhauser, Mena Alessandrini, Hias Geier
  • 1971 „Sankt Pauli in Sankt Peter“
  • 1972 „Der ewige Spitzbua“
  • 1974 „Is Marterl am Jagersteig“
Heimatbühne Terlan

Im Jahre 1972 wandelte sich die Jugendbühne zur Heimatbühne Terlan. Das erste Stück unter neuem Namen war: „Der ewige Spitzbua. Gespielt wurde nach wie vor im großen Kellergewölbe des „Tscholl“-Hofes in der Kirchgasse. Der Raum fasste etwa 170 Sitzplätze.

In den achtziger Jahren erfuhr die Leitung der Heimatbühne eine Verjüngung. In der Folge wurde moderneres Theater dargeboten.

Ende 1980 wurde von der Raiffeisenkasse Terlan ein neues Haus eröffnet, worin sich auch ein großer Theatersaales befindet.

Auch wenn der Heimatbühne nun ein moderner Saal zur Verfügung stand, blieb das besondere Flair des Tschollkellers so manchem noch in wehmütiger Erinnerung.
1992: Gründung der Maultaschbühne Terlan
Der Wunsch, wiederum gemütliches, bodenständiges Theater zu spielen, bewog eine Gruppe um Anton Barbieri im Jahre 1992 parallel zur Heimatbühne eine neue Theatergruppe zu gründen. Am 15. Juni fand im Gasthof „Buschenhans“ die Gründungsversammlung statt. Mit 1 Stimmenthaltung, 3 Stimmen für den Namen „Volksbühne Terlan“ und 24 Stimmen für die Bezeichnung „Maultaschbühne Terlan“ war letztere gegründet. Mit von der Partie in der neuen Gruppe war auch der damalige Bürgermeister Sepp Platter

Die Gründungsmitglieder in alphabetischer Reihenfolge: Alessandrini Edith, Amplatz Herbert, Amplatz Hermann, Barbieri Anton, Barbieri Doris, Clementi Albert, Furini Erica, Gabloner Christof, Haberer Evi, Haberer Veronika, Hafner Luise, Höller Ruth, Kofler Gottlieb, Lintner Hans, Lintner Josef, Lintner Martha, Matscher Helmuth, Matscher Resi, Neuhauser Matthias, Platter Luis, Platter Josef, Plank Petra, Profanter Hermann, Plattner Helga, Malfatti Martin, Schanung Hans, Unterkofler Christine, Winkler Monika.

Der erste Ausschuss war wie folgt zusammengesetzt:
Obmann Anton Barbieri, Stellvertreterin Resi Matscher, Kassier Hans Schanung, Schriftführerin Doris Barbieri, Beiräte Hans Lintner und Veronika Haberer, Spielleiter Gottlieb Kofler. Als Revisorinnen wurden einstimmig Ruth Höller und Petra Plank ernannt. Mit dem Amt des Garderobenwartes wurde Josef Lintner betraut.

Die erste Gelegenheit sich der Öffentlichkeit vorzustellen bot sich der neuen Bühne anlässlich des Mitgliederfestes der Raiffeisenkasse Terlan am 29. November 1992. Es wurde das lustige Stück „Untermieter mit Kuchelbenutzung“ von Hans Kirchoff aufgeführt. Die Böhmische der Musikkapelle Terlan spielte in den Pausen.

Es folgte nun eine rege Tätigkeit. Neben den jährlichen Theaterdarbietungen wirkte die Maultaschbühne auch anlässlich verschiedener Gelegenheiten wie Versammlungen und Feiern, Weihnachtsfeiern, Fahrt der Senioren, im Altersheim usw. mit. Für solche Anlässe bot die Bühne meistens eigene Stücke mit besonderem Bezug zum jeweiligen Ereignis und zum Dorfleben dar. Nur kurz nach der Neugründung wurde auch dem Jugendtheater besonders breiter Raum geboten.

Das erste Gastspiel fand 1993 in Sarnthein statt. Im selben Jahr wurde auch ein zweites Stück, „Es läuten die Glocken“ von Hans Lellis dargeboten. Die Eintrittspreise waren mit 3.000 für Kinder und 8.000 Lire für Erwachsene festgelegt.

1993 organisierte der Ausschuss eine Fahrt zu den Schlossbergspielen von Rattenberg im Inntal. „Die Maultasch“ nannte sich die Aufführung, welche aber leider buchstäblich ins Wasser fiel.

Das 1. Vereinstörggelen fand beim Buschenschank „Vielebner“ statt.

Theater Nummer 3: „Die Weiberwirtschaft“ wurde, wie der Name erahnen lässt, ausschließlich von Frauen gespielt und war sehr erfolgreich. 1994 folgte die „Pfiffige Urschl“. Jährlich beteiligte sich die Maultaschbühne auch mit einem Wagen für Kinder beim Terlaner Fachingsumzug. Mit dem Stück „Der Gockelkrieg“ war uns im Jahre 1995 ein besonderer Erfolg beschieden.

Die Jugendarbeit begann mit der Aufführung von Skatchen in der Schulaula. Das „Dornröschen“ musste in Jahre 1993 wegen des Besucheransturmes von der Schulaula in das Raiffeisenhaus verlegt werden.

1995 wurde Hans Schanung zum neuen Obmann gewählt.

Es wurden folgende Stücke gespielt:
  • 1995 „Jedem die Seine, mir die Meine“
  • 1996 „Gsungen und glacht“ in Form eines bunten Abends. Anlässlich des 70. Geburtstages des Grafen Georg von Enzenberg organisierte die Maultaschbühne eine Aufführung mit spezifischem Thema zu dessen Ehren. 
  • 1997 „Bleib cool Mama“
  • 1998 „Bäckermeister Striezl“
  • 1999 „Der Meisterlügner“
  • 2000 „Katzenjammer“
  • 2001 „Die zwei Neffen aus der Schweiz“
  • 2002 10 Jahre Maultaschbühne Terlan „Bunter Abend“ und „Das Geheimnis der Müllerin“
  • 2003 „Die Emma isch kemmen“
  • 2004 Frau Resi Matscher wird zur neuen Obfrau gewählt. 
  • 2004 gab die Musikkapelle Terlan den Anstoß zu einem besonderen Projekt. In Zusammenarbeit mit der Musikkapelle, der Maultaschbühne und der Musikschule wurde ein Märchenmusical mit dem Titel „Freude“ aufgeboten. Diesem Projekt war großer Erfolg beschieden.
  • Ebenso 2004 „Wo geht’s denn da zum Himmel“
  • 2005 „Das verflixte Klassentreffen“ 
  • 2006 „Oaner spinnt olm“
  • 2007 „Wer hot in Voter vergiftet“, „Eine verrückte Familie“
  • 2008 „Meist kommt es anders, als Frau denkt“
  • 2011 "Das damische Duo"
  • 2012 "Ein heißes Jubiläum!"
Kinder- und Jugendtheater
Die Maultaschbühne Terlan wurde im Jahre 1992 gegründet. Bereits 2 Jahre später, im Jahre 1994, begann die Bühne intensive Jugendarbeit zu betreiben. In der öffentlichen Bibliothek und in der Schulaula von Terlan wurden verschiedene Sketche dargeboten. Im Jahre 1995 folgte das Märchenspiel „Dornröschen“. Nun musste das Kindertheater auf Grund des großen Erfolges in den großen Saal des Raiffeisenhauses verlegt werden. Bei dieser Gelegenheit sei der Raiffeisenkasse Terlan für die Unterstützung gedankt. Dornröschen wurde im Jahr 1996 noch einmal aufgeführt. „Ach du armer Mond“ nannte sich das Stück mit weihnachtlichem Inhalt im Jahre 1997.

Ein Krippenspiel „Gabriel du hast es wieder falsch gemacht“, wurde 1998 erfolgreich inszeniert.

Die Reihe der Kindertheater wurde in den folgenden Jahren fortgesetzt:
  • 2000: Das Dschungelbuch
  • 2001: Vampire waren auch nur Menschen
  • 2003: Max und Moriz
  • 2004: Märchenmusical „Freude“ (in Zusammenarbeit mit der Musikkapelle Terlan unter der musikalischen Leitung von Hans Finatzer. Gesangssolisten waren Maria Theresia Burger und Thomas Haberer).
  • 2005: Rumpelstilzchen
  • 2006: Schneewittchen
  • 2007: Frau Holle
  • 2008: Schneeweißchen und Rosenrot“

Die Grund- und Mittelschüler waren und sind stets mit Begeisterung dabei. Die passenden und netten Kostüme ergänzten das Bühnenbild immer hervorragend. Und wer war und ist die treibende Kraft hinter den Kulissen? Hier ist in erster Linie Wally Barbieri zu nennen, die mit ihrem Team viel Zeit und Geduld opfert.

Die Jugendarbeit zeigt bereits Früchte. Der Spielleiter der Maultaschbühne Terlan, Gottlieb Kofler, kann aus der Gruppe der Heranwachsenden laufend begabte Spieler für das Erwachsenen-Theater herausfischen. Einige unserer Nachwuchsspieler wurden bereits zu Theaterprojekten nach Bozen gerufen. Wer weiß, vielleicht macht der ein oder andere aus unseren Reihen das Schauspiel früher oder später zu seinem Beruf?

Jährlich beteiligt sich die Bühne mit einem Kinderwagen auch beim traditionellen Terlaner Faschingsumzug. Es werden dabei Süßigkeiten und Luftballons an die Zuseher verteilt.
 

Maultaschbühne Terlan

39018 Terlan (BZ) - Südtirol / Italien • St.-Nr.: 94034010218
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